Modernisierung in der Miersch (Teil 3): Mit Security gegen besorgte Mieter
Da staunten die Bewohner der Adolf-Miersch-Siedlung nicht schlecht. Bei einer Informationsveranstaltung hatten die Vertreter der Nassauischen Heimstätte/Wohnstadt (NH) ihren martialischen Auftritt. Grimmige Security-Männer begleiteten die Vermieterseite.
Aufmarsch der Security
Schnell wurde klar, was hinter diesem Aufgebot steckte. Nach Angaben eines anwesenden Mitglieds der Mietergewerkschaft kam es zu einer Rangelei mit dem Sicherheitspersonal, als dieser die Versammlung fotografieren wollte. Er sei vom Sicherheitspersonal weggeschubst worden, erzählt das Mitglied. Es kam zu einer kleinen Rangelei. Erst nach mehrmaligem Hinweis auf die Pressefreiheit beruhigte sich die Situation wieder.
Ein kurzer Rückblick: In der Adolf-Miersch-Siedlung plant die NH umfangreiche energetische Sanierungen. Negative Erfahrungen bei vergangenen Modernisierungen haben die Mieter dazu bewogen, sich in einer Mietergemeinschaft zusammenzuschließen. Mit Unterstützung der Mietergewerkschaft und der NBO (Nachbarschaftsinitiative Nordend – Bornheim – Ostend) erstellten die Mieter eine Liste von Forderungen für eine faire Modernisierungsvereinbarung. Wir haben dazu schon in früheren Artikeln dieser Serie berichtet: hier und hier.
Mehrheit der Mieter will eine faire Modernisierungsvereinbarung
Die erfolgreiche Sammlung von Unterschriften in der Miersch-Siedlung zeigte: Die Mehrheit der Mieter steht hinter den Forderungen. Die NH musste nun handeln, um die Unzufriedenheit in der Siedlung in den Griff zu bekommen. Doch anstatt die Sorgen der Mieter ernst zu nehmen und mit ihnen zu verhandeln, entschied das Unternehmen sich für einen Konfrontationskurs. Anfang November wurden die betroffenen Mieter zu einer „Informationsveranstaltung“ eingeladen. Ende November sollten sich die Mieter für drei Stunden unter freiem Himmel versammeln. Als Termin war der frühe Nachmittag eines Arbeitstages festgelegt. Für berufstätige Mieter war damit der Besuch der Veranstaltung praktisch unmöglich.
Marketingphrasen und selbstherrliches Auftreten
Zu Beginn der besagten Veranstaltung versuchte Daniel Katzenmaier von der Mietergewerkschaft direkt mit der Vermieterseite ins Gespräch zu kommen. Doch die Forderungen der Mietergemeinschaft nach einer kollektiven Vereinbarung wurden größtenteils ignoriert. Schnell wurde klar, dass die NH stattdessen auf Marketing setzte. Die Vertreter der NH wurden nicht müde, in höchsten Tönen von der künftig verbesserten Wohnqualität durch die geplanten Modernisierungen zu schwärmen. Gleichzeitig ließ der Vermieter auf der Versammlung durch das demonstrative Auftreten seines Sicherheitspersonals sprichwörtlich die Muskeln spielen. Viele Anwesende empfanden den Einsatz der Security als einschüchternd und unangemessen. Was die Mieter aber am meisten interessiert hätte, kam nicht zur Sprache: Weder gab es Zugeständnisse für eine kollektive Modernisierungsvereinbarung, noch gab es klare Aussagen zur künftigen Miethöhe nach Ende der Modernisierung.
Dazu Daniel Katzenmaier: „Die Veranstaltung hat der Mietergemeinschaft vor Augen geführt, wie die NH mit Mietern umgeht. Kein Dialog auf Augenhöhe und keine gemeinsame Diskussion über die Sorgen und Nöte der Mieterinnen und Mieter. Der Regionalleiter der NH hat sich wie ein König benommen, der auf seine Untertanen blickt. Es liegt an den Mieterinnen und Mieter, dies zu ändern.“
Unmittelbar nach der Versammlung traf sich ein Teil der Mieter, um das weitere Vorgehen zu beraten. Man war sich einig: So geht es nicht! Sollte die NH geglaubt haben, mit „Zuckerbrot und Peitsche“ die Mieterschaft einschüchtern zu können, so hatte sie am Ende das genaue Gegenteil erreicht.
„Die Mietergewerkschaft bleibt weiter in der Siedlung aktiv. Wir werden im nächsten Jahr zusammen mit den betroffenen Mietern Aktionen durchführen und für eine kollektive Modernisierungsvereinbarung weiter Druck machen“, fasste der erste Vorsitzende die Stimmung unter den Mietern zusammen.
Kurz darauf plötzlich die Kehrtwende. War man bei der NH nervös geworden? Denn plötzlich erreichte die Mietergewerkschaft ein Verhandlungsangebot der NH. Wie ernst gemeint dieses Angebot war und wie der Konflikt in der „Miersch“ weiterging, erfahrt ihr bald im vierten Teil unserer Serie.
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