24. Mai 2024

Modernisierung in der Miersch (Teil 1): Die Bagger rücken an

Lesen Sie hier den ersten Teil der Geschichte unseres größten Modernisierungskonflikts. Weitere Teile werden folgen.

Die Adolf-Miersch-Siedlung liegt im Frankfurter Süden, im Zentrum des Stadtteils Niederrad. In den 50er- und 60er-Jahren wurden hier rund 1800 Wohnungen neu errichtet.

Damit ist „die Miersch“ einer der großen städtischen Bauprojekte der Nachkriegszeit. Mittlerweile nennen fast 6000 Menschen die Siedlung ihr Zuhause. Sie wohnen zum größten Teil bei der Nassauischen Heimstätte/Wohnstadt (kurz: NH), einem staatlichen Großvermieter.

Die Siedlung besteht hauptsächlich aus drei- und viergeschossigen Zeilenbauten. Zwischen den Häusern wurden grüne Flächen angelegt, das Fußwegenetz ist vom Verkehr getrennt. Es gibt nicht wenige Mieter, die hier schon vor Jahrzehnten eingezogen sind. Sie haben seitdem geheiratet, Kinder großgezogen und sind alt geworden.

Diese lange Zeit ist auch an den Gebäuden der Siedlung nicht spurlos vorbeigegangen. Seit 2015 lässt die NH deshalb umfangreiche Modernisierungen durchführen. Ziel der Maßnahmen ist es, die Energieeffizienz der Gebäude zu erhöhen:

  • Neben dem Einbau einer neuen, energiesparenden Heizungsanlage, sollen die Gebäude besser gedämmt werden – etwa durch dreifach verglaste Fenster oder durch zusätzlich verkleidete Fassaden.
  • In einigen Wohnblöcken plant die NH, Küchen und Bäder komplett zu sanieren. Heizkörper sowie Leitungsrohre sollen ausgetauscht und die Dielen im Flur erneuert werden.
  • Darüber hinaus möchte die NH die bestehenden Wohnblöcke aufstocken: Auf die alten Dächer soll ein neues Stockwerk mit weiteren Wohnungen gesetzt werden.

All das klingt sinnvoll, sollte sich jedoch zu einer langjährigen Auseinandersetzung auswachsen.

Die erste Modernisierungsankündigung kommt

Die Mieter staunten nicht schlecht, als sie den ersten Brief von der NH bekamen: Für die Dauer der Bauarbeiten wären Bad und Küche unbenutzbar. Die NH bot darum an, Dusch- und Sanitätscontainer bereitzustellen. Die Modernisierungskosten würden nach Ende der Maßnahmen auf die Miete umgelegt. Die Mieter blickten deshalb mit gemischten Gefühlen auf die beginnenden Bauarbeiten.

Natürlich wollten sie gerne in moderneren Wohnungen leben. Natürlich würden sie gerne durch eine neue Heizungsanlage Energiekosten einsparen. Auch eine neue Küche und ein neues Bad waren verlockende Aussichten. Andererseits kamen auch viele Fragen auf: Kommt man ohne funktionierendes Bad und Küche überhaupt zurecht? Wie stark würden die Nebenkosten nach der Modernisierung steigen? Würde man sich nach der Modernisierung noch ein Leben in der „Miersch“ leisten können?

Die Bagger kommen – die Probleme beginnen

Noch ehe die Mieter sich vorstellen konnten, was wirklich auf sie zukam, wurden die ersten Baugerüste sichtbar und die ersten Bagger rückten an. Von den Bewohnern der Wohnblöcke, die zuerst von der Modernisierung betroffen waren, hörte man beunruhigende Geschichten. So wurden bei Arbeiten in den Wohnungen private Einrichtungsgegenstände beschädigt. Eine Wohnung war nach Ende der Bauarbeiten nicht abnahmefähig. Nicht nur weil die Wohnung stark verschmutzt übergeben wurde, sondern weil auch ein Wasserschaden entstanden war.

Noch beunruhigender war das Schweigen der NHW auf die Anfragen besorgter Mieter über die zukünftige Höhe der Mieten. Mit dem Fortschritt der Modernisierung wuchsen in der Siedlung die Sorgen und mit diesen der Druck zu handeln.

Schließlich beschloss eine Gruppe von aktiven Mietern sich gegen die anstehenden Modernisierungen aktiv zu wehren. Doch dieser erste Versuch, Verbesserung durchzusetzen, sollte am Ende scheitern. Woran diese erste Initiative scheiterte und es nicht schaffte ihre Forderungen durchzusetzen und warum dieses Scheitern am Ende einen echten Fortschritt bedeutete, können Sie in Teil 2 unserer Serie lesen.

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