14. Mai 2024

Fürstenried-West: 400 Mieter gegen intransparente Abrechnungen

In München fordern über 400 Mieter der Bayerischen Versorgungskammer Transparenz bei den Betriebskosten. Für Mai und Juni sollen die Nebenkosten zurückbehalten werden.

In München Fürstenried-West fordern über 400 Mieterinnen und Mieter Aufklärung über hohe Nachzahlungen bei den Betriebskosten. Bis zur Vorlage der vollständigen Belege sollen die Zahlungen zurückbehalten werden. Damit ist diese Auseinandersetzung die bislang größte zum Thema Betriebskosten in München.

Ende Dezember vergangenen Jahres hat der Großteil der Mieter ihre Betriebskostenabrechnung für das Jahr 2022 erhalten. Aus der Abrechnung ergeben sich in sehr vielen Fällen Nachzahlungen in vierstelliger Höhe. Für viele Mieter unverständlich sind insbesondere die hohen Kosten für die Heizung, den Hausmeisterdienst und die Reinigung.

Betroffen sind tausende Mieter. In der Großsiedlung befinden sich etwa 1.500 Wohnungen, Eigentümer ist die Quartier Fürstenried West GmbH & Co. geschl. InvKG mit Sitz in Frankfurt a.M. Diese Firma wurde im Jahr 2020 von fünf Versorgungswerken der Bayerischen Versorgungskammer München für die Nachverdichtung Fürstenried-West gegründet. Die Verwaltung der Wohnungen erfolgt wiederum über einen Sub-Dienstleister: die Ackermann Hausverwaltung GmbH.

Probleme mit Abrechnungen seit Ende 2022

Seit 2022 kommt das Viertel nicht mehr zu Ruhe. Im August desselben Jahres stellte Ackermann zum ersten Mal ihre Abrechnungen für 2021 zu. Die Mieter wurden schon damals mit Nachzahlungen in bis zu vierstelliger Höhe konfrontiert.

„Wir waren geschockt. Die ganzen Jahre hatte es nie Probleme mit den Betriebskostenabrechnungen gegeben. Plötzlich gab es sehr hohe Nachzahlungen und unerklärliche Steigerungen bei den Betriebskosten.“

Marita Reim, Vertrauensperson der Mietergewerkschaft und langjährige Mieterin im Viertel.

Bis Anfang 2023 sammelten sich unzählige Beschwerden und Widersprüche gegen die Abrechnungen der Ackermann Gruppe. Allerdings gelang es damals nicht, das Vorgehen der Mieter zu bündeln. „Wir waren damals noch unerfahren. Die Auseinandersetzung wurde zu sehr von einzelnen Mietern geführt. Am Ende führten Angst und Unwissen dazu, dass die meisten ihren Widerstand eingestellt haben“, erzählt Marita Reim.

Nach mehreren korrigierten Abrechnungen und mehreren Belegeinsichten stimmten die letzten verbliebenen Mieter schließlich entnervt einem Vergleich zu.

„Diesmal kämpfen und gewinnen wir gemeinsam“

Ich habe daraus gelernt, dass wir Mieter uns nur erfolgreich wehren können, wenn wir gemeinsam und organisiert vorgehen“, resümiert Marita Reim. Sie und andere Mieterinnen und Mieter aus dem Viertel wurden Mitglieder der Mietergewerkschaft und gründeten die „Prüfgemeinschaft Fürstenried-West“.

Bei der Abrechnung für 2022 soll die Firma Ackermann nicht so leicht davonkommen. Um Druck aufzubauen, kündigen die Mieter an, noch ausstehende Nachzahlungen vorerst nicht mehr zu zahlen und darüber hinaus Vorauszahlungen für die Monate Mai und Juni gemeinsam zu verweigern. Dafür wurden für einzelne Wirtschaftseinheiten Freiwillige ausgewählt, die dann gemeinsam 400 Unterschriften für die Einforderung der Belegeinsicht gesammelt haben.

Bericht des Bayerischen Rundfunks

„Die Beteiligung von 400 Mietern ist für München ein Rekord. Laut Aussage von langjährigen Aktiven aus der hiesigen Mieterbewegung kann sich niemand an eine vergleichbare Aktion mit diesem Maß an Beteiligung erinnern. Die Mietergewerkschaft setzt hier neue Maßstäbe!“

Maximilian Rathke, Zweiter Vorsitzender der Mietergewerkschaft

Kurz vor den Osterferien wurden die Sammelbriefe und ein offener Brief übergeben. Der Geschäftsführer der Ackermann-Gruppe Thomas Schwarzenböck war anwesend und versuchte zu beschwichtigen. Die Linie der Mieter bleibt eisern: Zuerst wollen sie Einsicht in alle Belege. Vorher kann es keine Gespräche geben.

Für die anstehenden Belegprüfungen bildet die Mietergewerkschaft momentan ihre Mitglieder vor Ort aus. Ziel ist, möglichst viele Freiwillige zu befähigen, die Abrechnung auf formelle und inhaltliche Richtigkeit zu überprüfen. Das weitere Vorgehen der Mieterinnen und Mieter hängt nun von den Ergebnissen der Belegeinsicht ab. Die Zusendung digitaler Belege, die Ackermann von sich aus angeboten hatte, ist bis heute noch nicht erfolgt. Es bleibt also spannend.

Wer sich über die Vorgeschichte des Konflikts informieren möchte, ist eingeladen die Homepage des Vereins Pro-Fürstenried e.V. zu besuchen: 
https://www.pro fuerstenried.de/

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