Würzburger Mieter wehren sich: Gründung der Mietergemeinschaft Wohnkomplex Grombühl
Über Jahre hinweg fühlen sich Mieter*Innen im Würzburger Stadtteil Grombühl von ihrer Vermieterin Dawonia im Stich gelassen.
Die Mieter*Innen beklagen, dass der Wohnblock zunehmend verwahrlost sei. Frustration und Wut haben die Bewohnerinnen und Bewohner dazu veranlasst, aktiv zu werden. Mit Unterstützung der Mietergewerkschaft Ortsgruppe Würzburg, ehemals Initiative Wohnraum Würzburg, stellen sie ihren Vermieter zur Rede und stellen klare Forderungen nach Veränderung, Verantwortlichkeit und Transparenz.
Wie alles begann
Bereits im September 2023 war eine Forderungsschreiben mit 84 Unterschriften an die Dawonia übergeben worden. Diese ersten Proteste haben die Besichtigung der Wohnanlage durch Dawonia-Verantwortliche wahrscheinlich erzwungen.
Gemeinsam mit Forderungen nach u.a. transparenten Nebenkosten, Erneuerung der Abwassersysteme und einem verlässlichen Hausmeister- & Reparaturdienst, viel Wut im Bauch und Transparenten, wie „DAWONIA – uns reichts!“ haben die Mieter*Innen ein Konsortium der Dawonia bei einem Besichtigungstermin im Hof des Wohnkomplexes am 10.10.2023 zur Rede gestellt und mit den Problemen konfrontiert.
Dabei hatten die Bewohner*Innen erst Tage zuvor von dem Besuch dieser Delegation, bestehend aus Verantwortlichen der Dawonia in München und Würzburg, durch Zufall erfahren.
Intransparenz und Verschleppung – auf Kosten der Mieter*Innen
Zu den Beschwerden der Mieter*Innen gehören insbesondere die intransparenten Nebenkostenabrechnungen. Die Mieter*Innen berichten, dass sie für Serviceleistungen zahlen sollen, die größtenteils nicht erbracht werden. Beispiele hierfür sind:
- Winterdienst und Reinigungen: Trotz der Abrechnung von Kosten für Winterdienst und Reinigungen werden diese Leistungen nach Aussagen von Bewohner*Innen nicht oder nur unzureichend durchgeführt.
- Hausmeisterservice: Die Anwesenheit und Erreichbarkeit des Hausmeisters wird stark kritisiert, da die Anwohner*Innen ihn kaum vor Ort wahrnehmen.
„Wir zahlen hier hohe Mieten und für Sachen, die gar nicht gemacht werden. Und wenn jemand sich beschwert, ist keiner verantwortlich.“ beschreibt Anwohnerin Amelie S.* die Situation. So passiert es häufiger, dass Mieter*Innen trotz Beschwerde und Meldung der Probleme tagelang ohne Strom dastehen oder monatelang auf Reparaturarbeiten, Rückzahlungen, etc. warten müssen, wenn diese dann überhaupt stattfinden.
Menschenunwürdige Zustände mit System
„Diese menschenunwürdigen Zustände haben bei großen Wohnungsfirmen, wie Dawonia System. Es geht um Profite und nicht um die Mieter*Innen. Die verdutzten Reaktionen bei der direkten Konfrontation aufseiten der Dawonia zeigen: Organisierter Protest und der Druck der Mieter*Innengemeinschaft wirken. Gleichzeitig wurde sichtbar wie ausweichend und überfordert die Dawonia bei persönlicher Konfrontation durch Ihre Mieter*Innen ist. Schlussendlich gibt die Dawonia den Mieter*Innen die Schuld für ihre menschenunwürdige Situation. Das ist nicht hinnehmbar“, sagt David Full von Seiten der Mietergewerkschaft.
Die Wohnbedingungen verschlechtern sich Jahr für Jahr im Wohnkomplex der Dawonia in Grombühl. Die Mieter*Innengemeinschaft Wohnkomplex Grombühl will das nicht länger hinnehmen und wehrt sich kollektiv dagegen.
Seit der ersten Konfrontation mit Protestaktionen sind bereits erste Erfolge erzielt worden, wie z.B. neue Ansprechpersonen und Aushänge im Gebäude, eine Grundreinigung von Haupt- und Schleppleitungen. Die Mieter*Innen werden ernster genommen. Es gibt überregionale Presseberichte. Es gibt mehr Reparaturen sowie Instandhaltungen, die zuvor nicht gemacht worden sind.
*Pseudonym
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