16. Oktober 2023

Vonovia lässt Mieter fünf Monate und fünf Minuten warten

Nach einer Sanierung läuft die Heizung in einem Offenbacher Haus auf Hochtouren. Beschwerden der Bewohner ignoriert die Vonovia. Das ändert sich erst, als die Mieter sich gemeinsam wehren.

Herr Arrouj hatte alles versucht: Zunächst per Mail, dann per Telefon hatte er sich seit Mitte Mai bei der Objektbetreuung der Vonovia gemeldet – ohne Erfolg. Auch der Zettel, den er auf der Pinnwand im Hausflur aufgehängt hatte (siehe Foto), wurde ignoriert. Das Problem: Nach Sanierungsarbeiten in einem Offenbacher Mietshaus lief plötzlich die Heizung in einer leerstehenden Wohnung auf Volllast. Die Rohre zur defekten Heizung führen allerdings durch die Wohnung von Herrn Arrouj. Die Folge dort war eine unerträgliche Hitze im Badezimmer.

Temperaturen bis 35°C im Badezimmer

Mithilfe eines an der Wand angebrachten Thermometers ermittelte der Mieter durchgehend eine Temperatur von mindestens 28°C bis hin zu 35°C. Während der schwülwarmen Hitzetage im Juni wurde jeder Gang auf die Toilette oder in die Dusche zur Tortur. „Schon das schwüle Wetter machte meinem Kreislauf zu schaffen. Wenn ich in das Bad gegangen bin, konnte ich mich dort nicht lange aufhalten. Nach kurzer Zeit blieb mir die Luft weg, mir wurde schwindlig. Es fühlte sich an wie ein Besuch in der Sauna“, erzählt der Mieter.

Aber nicht nur die Hitze machte ihm zu schaffen. Am betreffenden Heizungsrohr im Bad lief fortwährend eine braun-gelbe ölige Flüssigkeit hinunter – ärgerlich, weil der Mieter dadurch gezwungen war, im überhitzten Bad ständig die Flächen am Rohr zu reinigen.  

Heute kann er zum Glück wieder ohne Probleme sein Bad benutzen, die Vonovia hat die defekte Heizung mittlerweile repariert. Man könnte glauben, dass diese Reparatur für den milliardenschweren Konzern eine Bagatelle darstellt, die sich schnell abhandeln lassen müsste. Doch das Abstellen der Heizung in der angrenzenden Wohnung musste erst mühsam erkämpft werden. Denn das DAX-Unternehmen stellte sich wochenlang taub und ließ die Bitten und Apelle des Mieters einfach ins Leere laufen. „Das passiert unserer Erfahrung nach immer wieder“, stellt dazu Daniel Katzenmaier, erster Vorsitzender der Mietergewerkschaft fest. „Vor allem Großvermieter zögern gerne dringende Reparaturen wochen- oder sogar monatelang hinaus. Denen sind die Sorgen einzelner Mieter einfach ökonomisch nicht relevant genug.“

Sein Rat: Bei Mängeln nicht lange zögern, sondern sich sofort mit den Nachbarn zusammentun und gemeinsam dem Vermieter eine Frist setzen. Lässt der Vermieter diese Frist verstreichen, können die Mieter dann gemeinsam die Miete mindern. „Und das tut dann auch einem Großvermieter etwas mehr weh als ein paar Beschwerden einzelner Mieter. Noch mehr als den finanziellen Verlust aber fürchtet die Vonovia die Bildung von Mietergemeinschaften in ihren Siedlungen.“

Fünf Monate Wartezeit für eine fünfminutige Reparatur

Unterstützt durch Aktivisten der Mietergewerkschaft gelang es Herrn Arrouj sich mit seinen Nachbarn zusammenzuschließen. Ein gemeinsamer offener Brief wurde verfasst und an die Vonovia verschickt. Jetzt ging es plötzlich schnell. Handwerker rückten an und nach kaum fünf Minuten war der Defekt schließlich behoben. Insgesamt hatte die Behebung des Bagatellschadens also mehr als fünf Monate Wartezeit gekostet.

Heizungsrohr im Badezimmer

Die Ursache des Defekts scheint eine mangelhaft ausgeführte Reparatur der Heizungsrohre gewesen zu sein (siehe Bild). Für die durch die wochenlangen Verzögerungen verursachten Unannehmlichkeiten wollte sich allerdings keiner der Verantwortlichen bei Herrn Arrouj entschuldigen. „Das zeigt, dass wir Mieter auf uns allein gestellt sind. Verbesserungen erkämpfen wir nur gemeinsam oder gar nicht“, so sein Resümee.