Mietergemeinschaft Alte Heide erzwingt massive Gutschriften von Vonovia
Aus München erreicht uns der Bericht eines unserer Mitglieder, gleichzeitig Vorstandsmitglied der Mietergemeinschaft Alte Heide (MGAH):
„Nach nicht einmal zwei Jahren Kampf mit Vonovia und zwei Forderungen nach Belegeinsichten mit Zurückbehaltungsrecht für die Jahre 2022 und 2023 (insgesamt fast 7000 Seiten Belege) hat die MGAH nun für das Abrechnungsjahr 2024 erhebliche Gutschriften für die Mieter erzielt. Außerdem kam diese Abrechnung zwei Monate früher als üblich! Die MGAH ist inzwischen auf jetzt 223 Mitglieder angewachsen, die erlebt haben, dass ein Zusammenschluss von Mietern viel erreichen kann.“
Wie es dazu kam: Die Vorgeschichte
Die Mietergemeinschaft Alte Heide entstand Anfang 2024 in einer Situation, die viele Mieter in München alarmierte. Ende 2023 erhielten die Bewohner der Alten Heide Nebenkostenabrechnungen für das Jahr 2022 – mit bis zu 4.000 Euro Nachzahlungen! Jetzt hat sich das Blatt gewendet: viele Mieter erhielten plötzlich Gutschriften. Von den uns bekannten Fällen beläuft sich die Höhe auf etwa 1.000 bis 2.000 Euro pro Haushalt.
Das war Anfang 2023 noch nicht abzusehen: der Bayerische Rundfunk berichtete damals mehrfach über den Abrechnungs-Schock, weitere Medien folgten. Aktivisten der Münchner Linkspartei halfen damals bei der Gründung der heute zweitgrößten Mietergemeinschaft in München.
Organisation ist der Schlüssel zum Erfolg
Mit Unterstützung der Mietergewerkschaft und ihrer Anwälte wurde dann die Gemeinschaft darin geschult, Belegeinsichten korrekt und rechtssicher durchzuführen. Die Mieter lernten, wie man Nachweise anfordert, Fristen setzt, sich auf das Zurückbehaltungsrecht beruft und Einwendungen formuliert.
Dieser kollektive Druck zeigte Wirkung: Vonovia musste in vielen Punkten zurückrudern und zahlreiche Positionen korrigieren. Auch darüber berichteten die Medien. Trotzdem bleibt die wirkliche Höhe der Betriebskosten für die Jahre 2022 und 2023 aus Sicht der Mieterinnen und Mieter weiterhin offen.
Streit um den „Multisensor Plus“
Parallel dazu wollte Vonovia in der Alten Heide den „Rauchwarnmelder Multisensor Plus“ einbauen – ein Gerät mit erweiterten Sensorfunktionen und erheblichem Eingriff in die Datensouveränität der Mieter.
Die Reaktion der Siedlung war eindeutig: Mit einer großen Unterschriftenkampagne stellte sich die Gemeinschaft geschlossen dagegen. Am Ende musste Vonovia das Projekt stoppen – auch wegen vermutlich eigener Fehler bei der Ankündigung dieser „Modernisierung“ in einem Erhaltungssatzungsgebiet der Stadt München.
Was dieser Erfolg bedeutet
Die hohen Gutschriften aus der Nebenkostenabrechnung 2024 und die ungewöhnlich frühe Zustellung zeigen: Organisierte Mieter können selbst einem großen Wohnungskonzern etwas entgegensetzen. Ob auch die Kosten für das Jahr 2024 überprüft werden sollen, ist noch offen.
Die inzwischen 223 Mitglieder der MGAH haben erlebt, wie wichtig Zusammenhalt, Information und gute Schulung sind. Die Unterstützung der Mietergewerkschaft München spielte dabei laut Aussage der Mieter eine wichtige Rolle.
Bildcredits: Ricardalovesmonuments. Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International
Teilen: