10. Oktober 2022

Bericht von der Mitgliederversammlung am 17. September 2022

In diesem September feiert die Mietergewerkschaft ihr dreijähriges Bestehen. Zeit, um Bilanz zu ziehen: Was können wir aus dem vergangenen Jahr lernen? Welche neuen Herausforderungen stehen an? Der Vorstand hatte zur ordentlichen Jahresmitgliederversammlung in der Kleingartenanlage Ginnheimer Höhe in Frankfurt am Main geladen, um diese Fragen mit Mitgliedern und Sympathisanten zu diskutieren.

Seit der letzten Mitgliederversammlung in Präsenz im Sommer 2021 hat die Mietergewerkschaft ihre Aktivitäten auf das Rhein-Main-Gebiet und den Raum München ausgeweitet. Als Bremsklotz erwiesen sich dabei abermals die Corona-Maßnahmen von November 2021 bis März 2022. Versammlungen und Haustürgespräche konnten während dieser fünf Monate kaum stattfinden. Trotz dieser Hindernisse haben sich in den letzten Monaten weitere Mieter unserer Gewerkschaft angeschlossen. So konnten wir seit dem Sommer 2021 unsere Mitgliederzahl fast verdoppeln.

Die wachsende Stärke unserer Gemeinschaft gab unseren Mitgliedern die Kraft, um gemeinsam ihre Interessen durchzusetzen. Wir konnten wichtige Erfolge feiern:

  • In Offenbach konnten wir eine Familie unterstützen, die einen Wasserschaden hatte.
  • Wir unterstützten mehrere Mieterversammlungen in einem Damenwohnheim in Frankfurt-Dornbusch und konnten zusammen mit den Mieterinnen viele Forderungen durchsetzen. Die Auseinandersetzungen zu fehlerhaften Betriebskostenabrechnungen dauern noch an.
  • Im Frankfurter Nordend organisierten wir eine Versammlung in der Humserstraße mit 16 Vonovia-Mietern. Hier musste die Vonovia zugeben, dass aufgrund eines technischen Fehlers keine Belege für einzelne Posten der Betriebskostenabrechnung geliefert werden konnten. Die Mieterversammlung forderte die Rückerstattung der nicht belegbaren Betriebskosten für alle Mieter in der Siedlung. Vonovia zog sich jedoch auf die Position zurück, dass der gerichtliche Fall nur für den einzelnen Mieter gelte und nicht für andere. Aufgrund der Corona-Maßnahmen im Herbst/Winter 2021/22 konnten wir keinen öffentlichen Druck ausüben und die Initiative versandete.
  • Seit Februar veranstalten wir monatliche Mieterversammlungen in der Adolf-Miersch-Siedlung. Hier steht eine Modernisierung der Siedlung durch die Nassauische Heimstätte an.
  • In Frankfurt-Sachsenhausen unterstützen wir weiterhin unsere Mitglieder im Konflikt um die mit Legionellen-Bakterien verseuchten Wasserrohre.
  • In München haben wir eine Online-Mieterversammlung mit Mietern eines Studentenwohnheims organisiert und einen offenen Brief mit Forderungen verfasst. In dem Wohnheim kam es immer wieder zu Mängeln an der Warmwasser- und Internetversorgung. Das Personal der Immobilienfirma versuchte mit groben Verhalten die Mieterschaft einzuschüchtern.
  • Einzelne Mitglieder organisieren in München Mieter der Dawonia, klären sie über ihre Rechte auf und unterstützen die Gründung von Mietergemeinschaften.

Außerdem haben wir in diesem Jahr unsere Homepage neu aufgesetzt. Hier werden wir zukünftig laufend über aktuelle Auseinandersetzungen und Fortschritte beim Aufbau unserer Organisation berichten.

Die Erfolge zeigen: die Mietergewerkschaft wirkt. Die wichtigste Herausforderung ist jetzt, den Kern der aktiven Mitglieder zu verbreitern. Das aktive Engagement von Mitgliedern, die über lokale Auseinandersetzungen hinaus bereit sind, ihre Erfahrungen mit anderen Mietern zu teilen, ist die Grundvoraussetzung für das zukünftige Wachstum unserer Organisation. Mit einem Grundgerüst an freiwilligen Aktiven können wir schneller und effektiver unsere Mitgliederzahl vergrößern und noch erfolgreicher die Interessen unserer Mitglieder vertreten.

Für das Jahr 2023 nimmt sich die Mitgliederversammlung vor, die Mitgliederzahl der Mietergewerkschaft zu verdoppeln. Spätestens zur nächsten Mitgliederversammlung wollen wir eine dreistellige Mitgliederzahl erreichen. Die Arbeit soll dazu in den bestehenden Siedlungen stabilisiert und Tätigkeiten in zwei oder drei weiteren Siedlungen organisiert werden.

In den nächsten Monaten werden die Auseinandersetzungen zwischen Mietern und Vermietern zunehmen. Jeder Mieter, der in Zeiten extremer Energiepreise für sich allein kämpft, steht auf verlorenem Posten. Jetzt ist eine gute Zeit, um sich mit anderen Mietern zusammenzuschließen. Denn nur mit einer möglichst breiten Basis im Rücken können wir Mieter verhindern, dass die steigenden Energiekosten allein den Mietern aufgebürdet werden.

Interessierte Mieter – innerhalb und außerhalb der Gewerkschaft – laden wir dazu ein, sich mit eigenen Ideen und Vorschlägen zum breiten Aufbau unserer Gewerkschaft einzubringen. Wir freuen uns auf neue und alte Gesichter und hoffen auf neue Kräfte für unsere gemeinsame Sache.

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